Im 15-köpfigen Team 30 Getriebemotoren in 30 Minuten fehlerfrei zusammenbauen: Dieser Herausforderung mussten sich die Mitarbeiter von Schuko und TKT Kunststoff-Technik in Bad Laer zwar nicht an ihrem gewohnten Arbeitsplatz stellen, anspruchsvoll und aufschlussreich war die Simulation im Rahmen eines Lean Production-Seminars dennoch. „In einer Veranstaltungshalle in Bad Laer war eine komplette Fabrik mit den Produktionsabläufen aufgebaut.
Die Prozesse waren so wirklichkeitsgetreu, dass wir daraus viele wichtige Erkenntnisse über unsere Abläufe gewonnen haben. Das praxisnahe Seminar war für uns der Einstieg in das Lean Management.“ André und Heiko Schulte-Südhoff, Geschäftsführer der Schuko Unternehmensgruppe, sind von der Lean-Management-Philosophie so überzeugt, dass sie gemeinsam mit der WIGOS auch anderen Unternehmen in der Region die Prinzipien des Lean näherbringen möchten. Einen ersten Einstieg bietet das für den 25. Januar, 10 Uhr, geplante Webinar bei der WIGOS.
Beim Lean Management geht es darum, Prozesse zu optimieren und Verschwendung zu minimieren. Die Einsparung von Zeit, Kosten und Ressourcen und die damit einhergehende Verschlankung von Prozessen führen zu einer messbaren Steigerung der Produktivität. Ursprünglich entwickelt wurde das System nach dem Zweiten Weltkrieg bei Toyota in Japan als Reaktion auf den Wettbewerbsdruck westlicher Automobilhersteller.
„Unser Ziel ist es, dass unsere Mitarbeiter Spaß an der Arbeit in unserem Unternehmen haben. Sie sollen ihre Ideen einbringen können. Nur so können wir Fachkräfte gewinnen und halten“, unterstrichen die Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Schuko mit 220 Mitarbeitern, die auf Absaug-, Oberflächen- und Filtertechnik spezialisiert ist. Eine Möglichkeit, die Effizienz der Abläufe, das Leistungsvermögen und auch die Zufriedenheit der Beschäftigten zu steigern, sei Lean Management. Durch die Treuhand Unternehmensberatung aus Oldenburg und einem Intensiv-Seminar wurde der Prozess in dem Unternehmen angestoßen. Entwickelt und durchgeführt wurde die zweitägige Simulation durch Thomas Elscher von den Factory Consultants.
Den nach den Worten von André Schulte-Südhoff „für uns und für die Mitarbeiter überraschenden Einstieg“ in das Thema Lean brachte die praktische Arbeit an der simulierten Produktionsstraße. In zwei Tagen mussten die Mitarbeiter vier Runden absolvieren. Diese Aufgabe bewältigte auch das Unternehmen TKT Kunststoff-Technik aus Bad Laer. Von den Ansätzen des ganzheitlichen Managementkonzepts versprach sich Dr. Peter Brinkmann, Geschäftsführer des Herstellers von Kunststoffbaugruppen mit 60 Mitarbeitern, positive Effekte auf die Auftragsbearbeitung im Unternehmen: „Unsere Kunden wollen, dass wir schnell, flexibel und innovativ sind. Der Lieferdruck wird immer größer. Wir werden auf Dauer nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn wir die entsprechende Effizienz liefern.“ Dies bestätigten auch die Geschäftsführer von Schuko: „Wir konkurrieren mit Firmen weltweit. Daher stellt sich für uns die Frage, wie wir es hinkriegen, besser als die Lieferanten in China, Polen und anderswo zu sein. Billiger sind wir nicht. Die Lösung kann daher nur darin liegen, die Abläufe im Unternehmen zu optimieren. Hierbei muss jeder Mitarbeiter mitdenken. Bei der Simulation ist jedem klargeworden, wie die Schritte ineinandergreifen.“
Welche Arbeitsschritte zu Lasten der Effizienz oder Qualität gehen, wurde für Dr. Peter Brinkmann in der Simulation deutlich: „Im ersten Durchlauf haben wir von 30 Motoren sieben montiert. In der zweiten Runde waren es 21, in der dritten Runde 30, aber mit fünf Reklamationen. In der vierten Runde waren wir schon ziemlich gut“, freute er sich. Durch die Beleuchtung der gesamten Produktionskette unter Lean-Aspekten seien Fehler im System aufgedeckt worden.
Dass Lean Management für die Führungskräfte ebenso wie für die Produktionskräfte einen Lerneffekt bewirkt, betonte auch Jasper Bläsing von der einfach.effizient. Treuhand Unternehmensberatung in Oldenburg: „Lean ist eine Philosophie, die Einstellung muss stimmen. Interessant ist, dass jede Gruppe, die an der Simulation teilnimmt, vollkommen unterschiedliche Lösungen für das jeweilige Problem hat. Lean ist keine Blaupause, die man auf jedes Unternehmen 1:1 übertragen kann. Die Prozesse sind sehr individuell.“ Nach den Erfahrungen von Schuko und TKT Kunststoff-Technik hat die Einbeziehung der Mitarbeiter in den Denkprozess auf jeden Fall einen positiven Effekt: Die Mitarbeiter würden sich ernst genommen fühlen. Es habe durchweg positive Rückmeldungen aus der Belegschaft gegeben.
Nach dem Praxis-Seminar ist der Prozess jedoch noch lange nicht am Ende: Die Unternehmen werden nach Wunsch weiterhin von der Unternehmensberatung begleitet und die Prinzipien des Lean Managements im Unternehmen durch Audits verankert. So seien die Schuko-Mitarbeiter im Nachgang auf „Verschwendungsjagd“ geschickt worden. Hierbei waren die Beschäftigten aufgefordert, den Arbeitsplatz des Kollegen unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, ob es Verbesserungen hinsichtlich der Arbeitsorganisation, zum Beispiel Sortierung der Werkzeuge, oder Arbeitssicherheit gibt.
„Uns hat das Seminar neue Wege eröffnet. Interessierte Unternehmen können sich auch gerne bei Fragen an uns wenden. Den Einstieg in den Prozess hat es auch erleichtert, dass wir eine finanzielle Förderung durch das Programm WiN, Weiterbildung in Niedersachsen, erhielten und innerhalb von acht Wochen nach der Zusage starten konnten“, betonten die Unternehmer. Die Anträge wurden durch die Wirtschaftsprüfungskanzlei gestellt. Informationen zu Förderungsmöglichkeiten und zum Webinar am 25.01.: Andrea Frosch, WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land, Tel. 0541-501 4903, frosch@wigos.de.
Bildunterschrift:
Die Prinzipien des Lean Managements wollen Jasper Bläsing, einfach.effizient. Treuhand Unternehmensberatung (v. li.), André Schulte-Südhoff, Schuko, Andrea Frosch, WIGOS, Dr. Peter Brinkmann, TKT Kunststoff-Technik GmbH, und Heiko Schulte-Südhoff, Schuko, interessierten Unternehmen näherbringen.
Foto: Sandra Joachim-Meyer