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Aus dem Irak als Pfleger ins Marienhospital Osnabrück

Migrationszentrum der MaßArbeit unterstützte jungen Iraker beim beruflichen Neustart in Deutschland
Foto: © MaßArbeit - Uwe Lewandowski

Als Barakat Al-Taalo 2021 aus dem Irak nach Deutschland kam, sprach er kein Wort deutsch, hatte keine Aussicht auf einen Job und Mühen, sich in dem System in Deutschland zu orientieren. Heute ist das alles nur noch eine Erinnerung. Mit Unterstützung des Migrationszentrums der MaßArbeit und viel Eigeninitiative hat der engagierte Pflegefachmann inzwischen eine unbefristete Anstellung bei den Niels-Stensen-Kliniken im Marienhospital Osnabrück gefunden. Für den jungen Iraker mit Abschluss Bachelor Pflegewissenschaften ging damit nach zwei Jahren des Wartens, Hoffens und vor allem Lernens ein großer Wunsch in Erfüllung. „Ich kann in Deutschland in meinem Pflegeberuf arbeiten. Die Arbeit mit den Kollegen macht mir sehr viel Spaß.“

Spracherwerb als wichtige Basis

Dass es sich so gut für ihn entwickelt, war bei seinem Eintreffen mit seiner Frau in Deutschland vor zwei Jahren noch nicht abzusehen: „Ich hatte nichts“, erinnert sich Barakat Al-Taalo an seinen Aufenthalt in der Erstaufnahmeeinrichtung in Oldenburg. Statt zu resignieren, klemmte er sich hinter die Bücher: „Wichtig war für mich, schnell die deutsche Sprache zu lernen. Im Camp habe ich als Lehrassistent den Kindern bei Mathematik und anderen Fächern geholfen. Da ich englisch, kurdisch und arabisch spreche, habe ich oft beim Übersetzen unterstützt.“


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Zielstrebigkeit und Wille beeindruckten

Nach dem Aufenthalt in Oldenburg ging es für Barakat Al-Taalo und seine Frau, die als Erdkundelehrerin im Irak gearbeitet hat, nach Quakenbrück. Im Landkreis Osnabrück angekommen, führte der Weg des Ehepaares zum Migrationszentrum der MaßArbeit: „Ohne Beratung geht es nicht. Ich wusste am Anfang auch nicht, wie ich mich orientieren soll. Man braucht einen Lotsen“, sagt Barakat Al-Taalo. Diese Unterstützung fand er schließlich im Migrationszentrum. „Als Herr Al-Taalo im Mai 2022 das erste Mal bei uns war, war ich beeindruckt von seiner Zielstrebigkeit und seinem Willen“, berichtet Stefanie Gelli, Beraterin im Migrationszentrum unter dem Dach des Landkreises, das allen Zugewanderten im Landkreis offensteht. Ziel des Migrationszentrums ist es, die Menschen nachhaltig in Bildung, Ausbildung und Arbeit zu integrieren.

Migrationszentrum und Kompetenzzentrum GewiNet kooperierten

So kooperierte das Migrationszentrum auch im Fall von Barakat Al-Taalo eng mit GewiNet- Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft e.V. in Osnabrück. Im Rahmen des Projekts „Start Guide für den Landkreis Osnabrück“ unterstützt GewiNet Zugewanderte und Geflüchtete, die Interesse an einer Arbeit im Pflege- und Gesundheitsbereich haben, und hilft zum Beispiel bei der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz oder bei Fragen rund um den Pflegeberuf. „Barakat Al-Taalo war ein Kandidat, der wusste, was er will“, sagt Lisa Obermeyer, die das Projekt betreute und den jungen Mann bei seinem Neustart begleitete.


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Zuvor Tätigkeit in Akutkliniken im Irak

Und dieser Start war erfolgreich: Nach dem Integrationskurs und Sprachkurs machte Barakat Al-Taalo, der 2016 seinen Bachelor Pflegewissenschaften im Irak gemacht hat, zunächst parallel zum Sprachkurs ein Praktikum im Christlichen Krankenhaus Quakenbrück. Dieses Praktikum an seinem damaligen Heimatort war für ihn der Neueinstieg in den Beruf. Viel Praxiserfahrung konnte der Pflegefachmann durch seine Tätigkeiten in Akutkliniken im Irak vorweisen. Dort war er als Pfleger vor allem in der Notaufnahme, aber auch auf Kinderstationen tätig. In Quakenbrück machte der junge Mann einen so guten Eindruck, dass er weiter gefördert wurde. So absolvierte er einen Pflege-Sprachkurs in Cloppenburg und einen Sprachkurs B2 online über die Universität Hildesheim.

Anstellung in Station für Kardiologie und innere Medizin

Seit September 2023 ist Barakat Al-Taalo nun bei den Niels-Stensen-Kliniken im Marienhospital Osnabrück in der CPU (Chest Pain Unit) tätig, einer Station für Kardiologie und Innere Medizin mit Intensivbetten. Inzwischen hat er auch eine Wohnung in Osnabrück und muss nicht mehr wie zuvor den eineinhalb Stunden langen Arbeitsweg mit dem Zug aus Quakenbrück auf sich nehmen. Dass der junge Iraker nun unbefristet im Marienhospital arbeitet, freut auch Tobias Hinnenkamp, Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege: „Barakat hat sich erstaunlich entwickelt. Man sieht ihm an: Er will hier leben und arbeiten. Dafür hat er auch frühmorgens einen so langen Arbeitsweg in Kauf genommen. Er hat uns so überzeugt, dass sein Weg hier bei uns weitergeht. Unser Ziel ist es, dass jeder Mitarbeitende eine Stelle hat, mit der er oder sie sich wohlfühlt.“ Das Tolle an der Pflege sei, dass es so viele Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung gebe. So überlegt Barakat Al-Taalo, ob er noch den Master-Abschluss in Pflegewissenschaften nachholt.

Auch ehrenamtlich sehr aktiv

Beeindruckt hat Barakat Al-Taalo seinen Arbeitgeber und auch Stefanie Gelli vom Migrationszentrum mit seinen vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten: Neben seinem Beruf und trotz des Lern- und Prüfungsstresses hat sich der 32-Jährige ehrenamtlich in Quakenbrück engagiert, unter anderem als Dolmetscher für die Samtgemeinde Artland, in einem Teestuben-Projekt für Männer und als Vorsitzender des Beirats für Migration. Darüber hinaus arbeitet er ehrenamtlich an dem interkulturellen Osnabrücker Podcast „Our Voices“ mit. Ehrenamtliches Engagement ist für ihn selbstverständlich: „Im Irak war ich auch in vielen Vereinen ehrenamtlich tätig. Die Gesellschaft braucht Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen.“ Der Ansicht ist auch Stefanie Gelli: „Es wäre mir wichtig, dass mehr Menschen diese Einstellung teilen, etwas zurückgeben zu wollen.“ Nachdem er dies alles gemeistert hat, steht dem jungen Iraker, dessen Aufenthalt derzeit gestattet ist, noch die größte Hürde bevor: „Eine Aufenthaltserlaubnis wäre ein Traum.“

Bildunterschrift:

Über die gelungene Integration von Barakat Al-Taalo (2. v. li.) freuen sich: Stefanie Gelli, Migrationszentrum (li.), Tobias Hinnenkamp, Niels-Stensen-Kliniken, und Lisa Obermeyer, die den Iraker im Rahmen des Projekts „Start Guide für den Landkreis Osnabrück“ begleitet hat.

Foto: Uwe Lewandowski / MaßArbeit


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