Sebastian Everding unterstützt seine Eltern in Everdings Mühle (Groß Mimmelage im nördlichen Osnabrücker Land) an besonderen Tagen. Er ist wie sein Vater Erich freiwilliger Müller und sehr denkmal- und naturverbunden. Als sogenannter „Nachhaltigkeitsunternehmer“ entwickelte der in Dortmund lebende innovative Handwerker 2019 aus ehemaligen Kaugummi-Automaten den Prototyp eines Bienenfutter-Automaten, von denen heute schon rund 550 Exemplare in ganz Deutschland aufgestellt sind. Erstmalig wird dieser Automat auf der Quakenbrücker Gartenschau am 6./7. April präsentiert.
Jeder Bienenfutterautomat ein Unikat.
Aufgrund vieler Nachfragen ging dieses Modell ab 2020 in die Produktion. „Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein Upcycling-Projekt, es werden ausschließlich gebrauchte Teile alter Kaugummiautomaten mit viel Handarbeit aufgearbeitet. Jeder Automat ist also ein Unikat. In meiner eigenen Werkstatt habe ich nostalgische Objekte der 1960- bis 1990-ziger Jahre für die Ausgabe von Samenmischungen umgerüstet‘“, berichtet Everding.
Jede Kapsel reicht für zwei Quadratmeter
Zielsetzung sei die Schaffung neuer Nahrungsquellen für Wild- und Honigbienen durch regional angepasste Wildblumenmischungen sowie die spielerische Sensibilisierung für das aktuelle Thema des Insektensterbens. Er habe mehrere Kooperationspartner, die das Projekt unterstützen. Mit dem Inhalt einer Samenkapsel (für 50 Cent) könne man zwei Quadratmeter Fläche im Garten oder auf dem Balkon bepflanzen. Das sei zwar nicht viel, erklärt Everding, aber für über 560 Wildbienenarten in Deutschland sei es geradezu ideal. Denn diese würden nicht so lange Strecken fliegen können wie die Honigbienen, um groß angelegte Blühstreifenflächen zu besuchen.
Auch Sammelbox für Mehrwegkapseln
Mit diesen „dezentralen Nektartankstellen“ könne man die Bienenvölker auch in großen Städten unterstützen. Die Bienenretter Manufaktur aus Frankfurt lasse in einer Integrationswerkstatt die Füllkapseln mit Samenmischungen und saisonal mit Krokuszwiebeln befüllen. Die Saatgutkapseln enthielten auch eine Aussaat- Anleitung. Die Kapseln würden an die einzelnen Standorte der Automaten geschickt. Zu jedem Automaten gehöre eine Sammelbox für die Mehrwegkapseln, welche durch die „Bienenretter“ neu befüllt würden.
Vielleicht auch interessant:
Foto: © Petair - Adobe Stock
Ausgemusterte Automaten weiterhin gesucht
Die Automaten können übrigens an Wänden, Zäunen oder freistehend montiert werden. Auch individuelle Aufstellvarianten sind je nach Begebenheiten vor Ort möglich. Die BetreiberInnen sind Städte, Gemeinden, Schulen, Vereine, Firmen, Kirchen und Privatpersonen. Alle Standorte stehen über Newsletter und Social-Media miteinander im Austausch. Wie Everding informiert, kommt es auf die besondere Samenmischung an, welche für vier verschiedene Regionen zusammengestellt wird. Damit sich das Projekt weiter entfalten kann, braucht Sebastian Everding weiterhin ausrangierte Kaugummi-Automaten. In den 60-und 70-ziger Jahren hat es rund eine Million davon gegeben, heute sind es etwa 400 000 Apparate. Dank der Umrüstung gibt es schon rund eine Million Quadratmeter erblühter Flächen in Deutschland.
Selbst die Washington Post berichtete
Das Netzwerk Bienenautomat wurde zuletzt vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und den vier regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) als Projekt Nachhaltigkeit 2021 ausgezeichnet. Darüber hinaus gab es den Nachhaltigkeitssiegel der Stadt Dortmund und den Sonderpreis für Nachhaltigkeit im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbes Insektenschützer 2020. Selbst die Washington Post hat über Everdings Initiative berichtet, denn sein Vorbild macht bereits Schule. Er hat zudem eine sog. „Igel-Autobahn“ für Gartenzäune entwickelt. Weitere Fragen und Bestellung unter www.bienenautomat.de.
Bildunterschrift:
Everding- Bienenautomat: Für 50 Cent kann jeder eine Samenkapsel aus dem Bienenautomat erwerben - Sebastian Everding bietet ein- und zweier Gehäuse als Standart-Modell an.
Text und Fotos: Alexandra Lüders